Beschäftigung im Saarland braucht Zukunft
Am 12. Mai 2025 kamen bei der Revierwende-Veranstaltung im Saarland Menschen aus Gewerkschaften, Beschäftigte von Saarstahl, IG Metall-Vertrauensleute und weitere Interessierte zusammen. Im Mittelpunkt stand eines der drängendsten Themen unserer Zeit: die Zukunft der Arbeit in einer Region im Wandel. Dabei ging es um weit mehr als Zahlen und Strategien – nämlich um Perspektiven für die Menschen, um Sicherheit für Beschäftigte und um die Frage, wie Wasserstoff zum Schlüssel für eine nachhaltige Industrieentwicklung werden kann.
Der Mensch im Mittelpunkt
Gleich zu Beginn wurde klar: Wer über Transformation spricht, darf nicht über die Köpfe der Beschäftigten hinweg entscheiden. Die saarländischen Gewerkschaften betonten eindringlich, dass sie nicht nur Teil der Diskussion, sondern aktive Mitgestalter*innen der Zukunft sein wollen. Beschäftigungssicherung sei kein „Nebenthema“, sondern der Maßstab, an dem der Wandel gemessen werden müsse.
Enge Zusammenarbeit mit der H2-Agentur
Besonders positiv hervorgehoben wurde die Zusammenarbeit mit der H2-Agentur des Saarlandes. Ohne deren koordinierende Arbeit und klare strategische Ausrichtung, so der Tenor, wäre die Fortschreibung der Wasserstoffstrategie in dieser Form nicht möglich gewesen. Die Gewerkschaften lobten nicht nur die Offenheit des Dialogs, sondern auch die Bereitschaft, Beschäftigungspolitik fest in der Wasserstoffstrategie zu verankern.
Die Zeit drängt
Ob Stahl oder Automotive – viele Industriezweige stehen unter enormem Druck. Der Strukturwandel ist längst da, und es bleibt nicht mehr viel Zeit, ihn sozial gerecht zu gestalten. Wasserstoff wird dabei nicht als Allheilmittel verstanden, aber als zentraler Bestandteil einer Lösung, die Arbeitsplätze sichern und gleichzeitig ökologisch tragfähig sein kann.
Ausbildung mit Zukunft
Ein weiteres Thema, das mehrfach zur Sprache kam: die berufliche Bildung. Denn technologischer Fortschritt allein reicht nicht aus – es braucht Menschen, die mit diesem Fortschritt umgehen können. Die Ausbildung müsse deshalb dringend modernisiert werden, um junge Menschen auf die Herausforderungen der Wasserstoffwirtschaft und der digitalisierten Industrie vorzubereiten. Auch hier wollen die Gewerkschaften mitgestalten.
Warum Wasserstoff? – Die Keynote von Dr. Bettina Hübschen
Dr. Bettina Hübschen, Geschäftsführerin der H2-Agentur, ordnete die Wasserstoffdebatte in ihrer Keynote in einen größeren Kontext ein. Sie zeigte auf, wie eng die Entwicklungen im Saarland mit den globalen Klimazielen verflochten sind:
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das Pariser Abkommen mit seinem 1,5-Grad-Ziel
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der European Green Deal und das „Fit-for-55“-Paket
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und das deutsche Klimaschutzgesetz, das bis 2045 Klimaneutralität vorsieht
Besonders interessant: der neue „European Clean Deal“, vorgestellt im Februar 2025, der nicht nur Klimaziele, sondern vor allem auch wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit in den Mittelpunkt stellt – ein Thema, das auch im Saarland mitgedacht werden muss.
Die neue Wasserstoffstrategie: ein gemeinsames Projekt
Im März 2025 wurde die überarbeitete Wasserstoffstrategie des Saarlandes vorgestellt. Sie ist das Ergebnis eines breit angelegten Beteiligungsprozesses, in dem über 120 Akteur*innen aus Industrie, Forschung, Bildung und Gewerkschaften mitgewirkt haben.
Die Strategie umfasst vier große Handlungsfelder – von der Wasserstoffbereitstellung über Infrastruktur und Nutzung bis hin zum Knowhow-Ausbau. Dazu kommen wichtige Querschnittsthemen wie Innovation, Fachkräftesicherung und Akzeptanz.
Doch bei allem Fortschritt bleiben Herausforderungen: Der Preis für Wasserstoff ist derzeit noch hoch. Logistikunternehmen zögern bei der Anschaffung von H2-Fahrzeugen, und Tankstellenbetreiber wissen nicht, ob sich Investitionen lohnen. Fördermaßnahmen und verlässliche Rahmenbedingungen sind hier dringend nötig.
Was jetzt zählt
Zum Abschluss der Veranstaltung wurde deutlich: Die Richtung stimmt – aber der Weg ist noch weit. Drei Dinge sind jetzt entscheidend:
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Die geplanten Projekte wie MosaHYc und der Elektrolyseur Fenne müssen umgesetzt werden.
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Genehmigungsverfahren und bürokratische Hürden müssen abgebaut werden.
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Der Wasserstoffhochlauf muss regional, national und international aufeinander abgestimmt sein.
Fazit: Nur gemeinsam gelingt der Wandel
Die Revierwende-Veranstaltung hat gezeigt: Der Umbau der saarländischen Industrie ist machbar – wenn alle an einem Strang ziehen. Gewerkschaften, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft haben gemeinsam die Weichen gestellt. Jetzt kommt es darauf an, diesen Weg konsequent weiterzugehen.
Revierwende Saarland bleibt dran – für gute Arbeit in einer klimafreundlichen und wirtschaftlich starken Region.