Zukunft der saarländischen Stahlindustrie – Grüne Leitmärkte im Fokus
Am 7. April 2025 kamen im Rahmen des Projekts Revierwende in Kooperation mit dem DGB Rheinland-Pfalz/Saarland Vertreterinnen und Vertreter von Einzelgewerkschaften, der Arbeitskammer, dem Landkreis Saarlouis, Betriebsräte sowie Mitglieder der Jugend- und Auszubildendenvertretung zu einer Arbeitsgruppensitzung in Saarbrücken zusammen. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich die saarländische Stahlindustrie angesichts aktueller Transformationsprozesse ökologisch und wirtschaftlich zukunftsfähig aufstellen kann.
Zu Beginn der Sitzung gab Carina Webel, Leiterin der Abteilung Wirtschaft der Arbeitskammer des Saarlandes, einen Überblick über die gesamtwirtschaftliche Bedeutung und zentrale Kennzahlen der Stahlbranche in der Region. Anschließend stellte Marc Ferder, Abteilungsleiter für Wirtschaft, Transformation und Industriepolitik beim DGB Rheinland-Pfalz/Saarland, die Rolle grüner Leitmärkte aus Sicht des DGB vor und betonte deren Potenzial für eine nachhaltige Industrieentwicklung.
Im weiteren Verlauf der Sitzung wurde deutlich, dass unter den Teilnehmenden Einigkeit darüber besteht, dass es grünen Stahl im Saarland geben soll. Die entscheidende Frage sei nun, in welchen Märkten dieser Stahl künftig Absatz finden kann und wie er im internationalen Wettbewerb – insbesondere im Vergleich zu billigem Importstahl – bestehen kann.
In einem offenen Austausch wurden erste Ideen dazu gesammelt, wie sich grüne Leitmärkte für Stahl gezielt entwickeln lassen. Anhand konkreter Beispiele wurde diskutiert, in welchen Bereichen der Einsatz von klimafreundlich produziertem Stahl möglich ist. Genannt wurden unter anderem die Bauwirtschaft – etwa bei Brücken, Wohngebäuden oder Infrastrukturbauten – sowie der Maschinenbau, die Energiebranche mit Blick auf Windkraft und Wasserstofftechnologien, der Schienenverkehr und die Automobilindustrie. Vorbild ist Frankreich, wo grüner Stahl bereits für die Produktion neuer Schienen genutzt wird.
Ziel der Beratungen war es, Perspektiven für die Beschäftigten in der saarländischen Stahlindustrie aufzuzeigen und die Grundlage für politische Handlungsempfehlungen zu schaffen. Vier zentrale Forderungen wurden dabei formuliert:
- Sichere und bezahlbare Energiepreise, insbesondere für grünen Wasserstoff, der für eine klimafreundliche Stahlproduktion unverzichtbar ist.
- Bevorzugung von grünem Stahl bei öffentlichen Ausschreibungen, um nachhaltige Produkte gezielt zu fördern.
- Verlässliche Förderprogramme auf Landes- und Bundesebene zur Unterstützung notwendiger Investitionen in neue Technologien.
- Sicherung fairer Wettbewerbsbedingungen, um einseitige Marktverzerrungen durch nicht nachhaltige Importe zu verhindern.
Abschließend wurde betont, dass die saarländische Stahlindustrie an einem Wendepunkt steht. Mit dem gezielten Aufbau grüner Leitmärkte und der richtigen politischen Unterstützung kann nicht nur der Strukturwandel aktiv gestaltet, sondern auch die industrielle Basis der Region langfristig gesichert werden.