Strukturwandel in Braunkohleregionen: Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz im Fokus
Durch den Beschluss des Kohleausstiegsgesetzes werden sich die sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in den Braunkohleregionen wandeln oder unterliegen bereits der Veränderung. Parallel zu dieser Entwicklung wirken sich der Kohleausstieg wie auch der Klimawandel teils massiv auf unsere natürlichen Lebensgrundlagen aus. Die Trockenjahre 2018 bis 2020 auf der einen, zunehmende Starkregenereignisse, verbunden mit Hochwasser und Bodenerosion, auf der anderen Seite, zeigen unsere Anfälligkeit gegenüber den Folgen von Wetterextremen. Ausreichend Wasser, funktionsfähige Böden, intakte Ökosysteme und ein attraktives Wohnumfeld sind deshalb die Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Strukturwandel, sei es für neue Industrieansiedlungen, für die Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten oder für die touristische Nutzung z. B. der Bergbaufolgeseen. Gemeinsames Handeln aller Beteiligten ist gefragt, damit die ehemaligen Braunkohleregionen attraktiv und lebenswert bleiben.
Viele Bürgerinnen und Bürger, Städte, Gemeinden, Wirtschaftstreibende, Landwirtinnen und Landwirte, Verbände und Vereine nutzen den Strukturwandel als Chance, um ihre Heimat nach ihren Ideen mitzugestalten. Sie engagieren sich aktiv in ihrem Umfeld für eine attraktive Zukunft. Dieses Engagement umfasst bereits Maßnahmen zum Schutz vor Naturgefahren, zur Anpassung an klimatische Veränderungen und zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Beispielsweise dient die Schaffung von Wasserrückhaltemöglichkeiten dem Schutz der Anwohner bei Hochwasser. Durch eine angepasste Bewirtschaftung des Ackers kann die Landwirtschaft besser Trockenperioden und den Folgen von Starkregen widerstehen. Die Entsiegelung von Flächen und die Anlage von Grünflächen mit Bäumen und Hecken in den Ortschaften schafft neue Lebens- und Erholungsräume für Mensch und Natur. Gleichzeitig verbessern sie das Stadtklima in Hitzeperioden.
Diese Ansätze machen Mut, aber da geht noch mehr. So vielfältig die Herausforderungen in den Braunkohleregionen sind, so vielfältig müssen die Lösungen gedacht werden. Deshalb setzt sich auch das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) in mehreren Projekten gezielt für die Belange der Strukturwandelregionen im Mitteldeutschen und Lausitzer Revier ein.
Das Landesamt besitzt eine umfangreiche Daten- und Wissensbasis zu Boden, Klima und Wasserhaushalt sowie zur Biodiversität und auch zur Landwirtschaft in Sachsen. Computermodelle, Risiko- und Gefahrenkarten oder Handlungsempfehlungen stehen für zahlreiche Themenbereiche zur Verfügung und können zu ausgewählten Fragestellungen bedarfsgerecht erstellt werden. Mit diesem fachübergreifenden Wissen können die Mitarbeitenden des Landesamtes die Menschen vor Ort gezielt beraten, bei der Umsetzung von Projekten unterstützen oder zu Fördermöglichkeiten informieren.
Beispielsweise greift das Fachzentrum Klima des LfULG auf langjährige Erfahrungen bei der Vernetzung, Bildung und Beratung von sächsischen Kommunen zum Thema Klimawandel zurück. Das Projekt „Kompetenzzentrum Klima“ unterstützt kleine und mittlere Kommunen in den Kohleausstiegsregionen dabei, kreative Ideen zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz in konkrete Projekte umzusetzen. Ziel ist es, gemeinsam mit Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern und Mitarbeitenden von Städten und Gemeinden vor Ort maßgeschneiderte Projekte und Aktionen zu entwickeln, die die Kommunen auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten und dem Klimaschutz dienen.
Die Beratung zur kommunalen Klimaanpassung ist auch Gegenstand des Verbund-Projektes „KlimaKonform“, welches sich nunmehr in der zweiten Phase befindet. Unter anderem werden den Gemeinden in ganz Sachsen über die Online-Plattform Regionales Klima-Informationssystem (Rekis, www.rekis.org) Grundlageninformationen zur regionalen Klimaentwicklung zur Verfügung gestellt. So kann sich jede Gemeinde und jeder interessierte Mensch über die Klimaentwicklung, wie die zu erwartenden Hitze-, Frost- oder Starkregentage in seiner Region informieren und erste Empfehlungen für Anpassungsmaßnahmen erhalten.
Im Projekt „RegioNet WasserBoden“ gilt es folgende Fragen zu beantworten: Wie kann Strukturwandel gelingen ohne die nachhaltige Nutzung der Ressourcen Wasser, Boden und Natur aus dem Auge zu verlieren? Welche Nutzungskonflikte sind zu lösen? Reicht das verfügbare Wasser auch mit Blick auf den Klimawandel und den Kohleausstieg für alle erforderlichen Nutzungen – vom Trinkwasser bis hin zur Versorgung von Wirtschaftsstandorten? Mit welchen Maßnahmen können die Eingriffe in den Wasserhaushalt minimiert werden?
Hierfür nutzen die Mitarbeitenden Daten und Fachinformationen zum Wasserhaushalt, Boden und Naturschutz. Sie bereiten die Daten bedarfsgerecht auf, ermitteln Defizite und unterstützen auf diese Weise die Planungs- und Genehmigungsprozesse, wie z.B. für die Entwicklung von umweltverträglichen Gewerbegebieten in den Strukturwandelregionen. Des Weiteren bieten Sie den Akteuren vor Ort, z.B. Kommunen und Verbänden, ihre Unterstützung bei Projekten an, so dass der Schutz und die effiziente Nutzung der natürlichen Ressourcen hierbei von Beginn an gleichermaßen mitgedacht werden.
In den ländlichen Gebieten der Braunkohleausstiegsregionen kann zudem die Land- und Ernährungswirtschaft zur Strukturstärkung und wirtschaftlichen Neuausrichtung beitragen und Rohstoffe liefern. Durch das Projekt „Kompetenzzentrum Nachhaltige Landwirtschaft“ sollen Landwirtschaftsbetriebe und Verarbeiter unterstützt werden, neue Wege zu gehen. Gemeinsam mit den Landwirten und Landwirtinnen entwickeln die Projektmitarbeitenden Versuche, die die Fragen der Betriebe aufgreifen und die sie gemeinsam vor Ort umsetzen. So werden zukunftsweisende Techniken und Bewirtschaftungsformen in der Praxis getestet und tragen zur nachhaltigen Ausrichtung der Landwirtschaft bei. Zudem wird durch eine Mitarbeiterin der Aufbau neuer Vermarktungswege besonders in der Außerhausverpflegung unterstützt.
Ob Gemeindeverwaltung, Landwirtschaftsbetrieb, Wirtschaftsförderung, Unternehmen oder Verein – die Mitarbeitenden des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie unterstützen Sie gern bei Ihren Projekten und Anliegen.
Kontakte:
Kompetenzzentrum Klima: https://lsnq.de/kompezklima
Projekt KlimaKonform: https://lsnq.de/klimakonform
RegioNet WasserBoden: www.regionet.sachsen.de
Nachhaltige Landwirtschaft: https://lsnq.de/KompezNaLa
Fachzentrum Klima: http://klima.sachsen.de