Die nachhaltige Entwicklung des Rheinischen Reviers benötigt die Einbeziehung der Zivilgesellschaft und den direkten Dialog mit der Bevölkerung. Fazit eines Abends im Dürener Lumen Filmtheater
Hambach zwischen Wald und Gartenzaun: So ist ein Dokumentarfilm betitelt, der bemerkenswert dicht diverse Sichtweisen auf den Konflikt um den Tagebau Garzweiler bündelt. In einem kaum gebremsten Stakkato schneidet Regisseur Thomas Meffert Statements aus Gewerkschaften, Politik, Bergbautreibenden, Anwohnern, Naturschützenden, Klimaaktivisten, Wald- und Dorfspazierenden zusammen. So ergibt sich ein beeindruckender Blick auf die Komplexität des Strukturwandels, der dem Rheinischen Revier ins Haus steht, und die Größe der demokratischen Herausforderung.
Ähnliches hatte das breite Bündnis von Kirchen, Gewerkschaften und Umweltverbänden im Sinn, das Thomas Mefferts Dokumentarfilm im Dürener Lumen Filmtheater aufführte. Im Anschluss förderte es den Austausch von 100 Teilnehmenden über wichtige Fragen der sozialökologischen Transformation, die durch das Vorziehen des Kohleausstiegs auf 2030 noch einmal mehr unter Zeitdruck gerät. Im Zentrum die Überzeugung, dass die Zivilgesellschaft jenseits der etablierten Institutionen zu wenig und zu unsystematisch in die Zukunftsdebatte einbezogen wird. Zu viel klassische Industrie- und Ansiedlungspolitik und zu wenig soziale und kulturelle Innovation prägen bislang das Bild bei Beratungen und Geldflüssen.
Dabei mangelt es hier und dort am Willen, jenseits eingefahrener Rituale und institutioneller Schienen den Dialog mit der Bevölkerung suchen und die Potenziale, Ideen und Tatkraft der Menschen einbeziehen. Doch ist eine solche aktivierende Partizipation als ergänzende Säule der Aktivitäten im Strukturwandel des Rheinischen Reviers dringend erforderlich, wenn der Strukturwandel kein Strukturbruch werden soll, die Region ihre Attraktivität wahren oder gar steigern soll, die Belange der örtlichen Bevölkerung und Natur berücksichtigt werden sollen. Dafür gilt es, im mühsamen direkten Austausch auch bisherige eigene Positionen in Frage zu stellen.
Modellhaft machten das die Mitglieder des Bündnisses vor. Auch sie sprangen zum Teil über ihre Schatten, denn zum Beispiel die Sichtweisen von Gewerkschaften und Naturschutzverbänden lagen und liegen beim Konflikt um den Ausstieg aus der Braunkohle auseinander. Und doch gilt es jetzt, gemeinsam nach vorne zu blicken, um gemeinsam zu gestalten. Für diese zivilgesellschaftliche demokratische Übung braucht es Ressourcen, die über die Eigenmittel der Träger hinausgehen. Phantasie und Gestaltungsfreude bringen sie mit. In Düren zeigte sich: In der Vernetzung liegt die Kraft, wertvolle neue Impulse für die nachhaltige Entwicklung des Rheinischen Reviers zu gewinnen.
Info
Im Bündnis engagieren sich kirchliche Akteure wie Bistum Aachen, Diözesanrat der Katholik*innen im Bistum Aachen, Nell-Breuning-Haus und Katholische Arbeitnehmer-Bewegung sowie der Evangelische Kirchenkreis Jülich, der Deutsche Gewerkschaftsbund mit Einzelgewerkschaften und dem Projekt Revierwende, die Klima Allianz Deutschland, der Naturschutzbund Deutschland und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland.