Ein Leben für und mit der Gewerkschaft – Erzählsalon mit drei Generationen von Gewerkschafterinnen
18. April 2024 im Zuse-Computer-Museum in Hoyerswerda
Gut 30 Zuhörer*innen folgten der Einladung von REVIERWENDE Lausitz, dem DGB Ostsachsen, der Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Hoyerswerda ins Zuse-Computer-Museum (ZCOM). Sie lauschten den spannenden, lustigen, kämpferischen, aber auch ernüchternden Erinnerungen von vier Betriebsrätinnen und Gewerkschafterinnen verschiedener Generationen zu ihren Erfahrungen mit Wandel in ihren Betrieben in der Lausitz in der Wendezeit bis heute.
Fast sechzig Lebensjahre liegen zwischen Rosi Keller (82 J.) und Anna-Lena Brand (24 J.) von der ig metall, doch ihre beiden Leben verbindet vieles. Kathrin Michel (61 J.) und Kristin Kentsch (37 J.) von der ig bce haben das Podium des Erzählsalons komplettiert. Ihr Einsatz für die Kolleginnen und Kollegen der Textil- und Metallindustrie sowie der BASF und LEAG, für gute Arbeitsbedingungen und eine Perspektive in der Transformation sind nur eine Auswahl von Gemeinsamkeiten.
Alle vier Gewerkschafterinnen berichteten über Fallstricke in ihrem Engagement, über die Notwendigkeit von Weiterbildungen, über die Herausforderungen, privat mit Befristungen umzugehen oder auch über harte Verhandlungen Anfang der 1990er Jahre bei der Entlassung vieler Kolleg*innen und der Schließung von Betrieben. Vor allem Frauen traf diese Entwicklung und sie wurden arbeitslos, haben sich aber schnell umorientiert und durch Qualifizierung neue Jobs finden können.
Rosi Keller erzählte von Widerständen auch innerhalb der Gewerkschaft als die damals einzige weibliche Bezirksvorsitzende der ehemaligen Textilgewerkschaft (heute bei der IG Metall organisiert). Und auch Anna-Lena Brand schilderte Diskriminierungen als junge Frau in einer bis heute männerdominierten Branche. Motivierend berichteten sie, wie sie mit diesen Hürden umgegangen sind und sich Respekt und Anerkennung erkämpfen mussten. Vor allem durch klare Kommunikation und Selbstbewusstsein haben sie ihre Standpunkte vertreten und sich nicht einschüchtern lassen. Etwas das Frauen offenbar damals wie heute hier brauchen, um sich das notwendige Gehör zu verschaffen.
Moderiert wurde der Erzählsalon „Frauen im Strukturwandel – Transformation weiblich gedacht?!“ von Kathrin Rohnstock und machte deutlich, welche wichtige Rolle engagierte Frauen und Gewerkschafterinnen seit Jahrzehnten im Kampf für den Erhalt von guten Arbeitsplätzen, für faire Löhnen und bessere Vereinbarkeiten in der Lausitz spielen.
FRAUENARBEIT. FRAUENALLTAG. FRAUENRECHTE – Ausstellung & Erzählsalon in Hoyerswerda
Eine Kooperation von REVIERWENDE, DGB Ostsachsen und Friedrich-Ebert-Stiftung Sachsen
Die Ausstellung
Die Ausstellung mit acht Frauenportraits zeigt Erfahrungswelten berufstätiger Frauen in der DDR, nach der Wende und heute. Als Gewerkschafterinnen und Betriebsrätinnen standen und stehen sie bis heute ihre Frau und kämpfen für den Erhalt von Arbeitsplätzen, bessere Arbeitsbedingungen, familienfreundliche Arbeitszeiten und gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 26.03.2024, um 16 Uhr im Beisein von Bürgermeister Mirko Pink statt und bietet einen geführten Ausstellungsrundgang mit Heidi Zeidler aus Frankfurt/Oder, einer der porträtierten Frauen, an. Flyer downloaden
Öffnungszeiten der Ausstellung:
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen 10.00 bis 17.00 Uhr
Der Erzählsalon
Erzählsalon zum Thema „Frauen im Strukturwandel in der Lausitz – Transformation weiblich gedacht?!“
am 18.04.2024, 17-20 Uhr
Der Erzählsalon zum Thema „Wie erleben Frauen den Strukturwandel – Transformation weiblich gedacht“ lädt vier aktive Frauen ein, ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Wandel der Verhältnisse zu erzählen. Als berufstätige Frauen und engagierte Betriebsrätinnen berichten sie aus ihrem eigenen Arbeitsleben, wie sie die Auf-, Ab- und Umbrüche in den 1990er Jahren erlebten und teilen ihre Erfahrungen mit den Jüngeren, die den gegenwärtigen Strukturwandel erleben und in ihren Betrieben mitgestalten wollen.
Damals wie heute kämpfen sie als aktive Gewerkschafterinnen für den Erhalt von Arbeitsplätzen, bessere Arbeitsbedingungen, familienfreundliche Arbeitszeiten und gleichen Lohn für gleiche Arbeit.
Gemeinsam erkunden wir unsere Transformationserfahrungen und fragen danach, was wir voneinander lernen und wie wir uns unterstützen können.
Mit dabei sind:
- Kathrin Michel, MdB, ehm. Teamleiterin und Betriebsratsmitglied bei BASF Schwarzheide GmbH und Mitglied der IGBCE
- Kristin Kentsch, Betriebswirtin und Betriebsrätin bei der LEAG in Schwarze Pumpe, IG BCE-Teamerin, Landtagskandidatin
- Rosemarie Keller, ehem. Vorsitzende Gewerkschaft Textil und Bekleidung GTB
- Anna-Lena Brand, Politische Sekretärin bei der IG Metall Ostsachsen, ehem. stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei SICK Engineering in Ottendorf-Okrilla
- Moderation: Katrin Rohnstock von Rohnstock-Biografien. Flyer downloaden
Tipp:
Vorab um 16.00 Uhr besteht auch am 18.04.2024 die Möglichkeit eines geführten Rundgangs durch die Ausstellung „FRAUENARBEIT. FRAUENALLTAG. FRAUENRECHTE“, welche acht Frauen portraitiert in der DDR, nach der Wende und ihr Engagement als Betriebsrätinnen und aktive Gewerkschafterinnen unter wechselnden politischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen. Der Eintritt ist frei.
Anmeldung für Teilnahme am Erzählsalon am 18.04.2024, 17-20 Uhr
erwünscht unter: https://www.fes.de/landesbuero-sachsen
oder per Email an: sachsen@fes.de
Der Eintritt zur Ausstellung und zum Erzählsalon ist frei. (ohne Museumsbesuch)
Sie sind herzlich eingeladen und wir freuen uns auf Ihr Kommen!